Digitaltechnik und Nachhaltigkeit

Stand 08.03.2017

Digitaltechnik, das waren früher Computer, die mehr als Schrank groß waren und von denen es nur wenige gab. Es wurde ein Bedarf von wenigen tausend Geräten erwartet. Diese Einschätzung hat sich als völlig falsch erwiesen: Mit der Einführung des Personal Computers (PC), dem Übergang zu Laptops bzw.Notebooks, der Einführung von digitalen Kameras, digitalen Fernsehgeräten und Handys ist Digitaltechnik inzwischen massenhaft weltweit verbreitet. So hat beispielsweise die Verbreitung von Smartphones und Tablets massiv zugenommen. Im Jahr 2015 sind ca. 1.4 Milliarden Smartphones produziert worden, 2013 waren es erst 900 Millionen. (Quelle: Communities dominate Brands) Man schätzt dass im Jahr 2016 ca. 2,16 Milliarden Smartphones weltweit genutzt wurden, das sind 46,4% der Weltbevölkerung, und 1,6 Milliarden Tablets genutzt wurden, was ca. 16% der Weltbevölkerung entspricht. (Quelle:Resource Efficiency in the ICT Sector, Final Report, November 2016, Oekoinstitut Freiburg, S. 9)
Mit dem Übergang zu "smarten" Geräten, 2030 soll es ca. 100 Milliarden davon geben, wird sich diese Entwicklung noch verstärken, der Rückgang bei der Nutzung von Desktop-PC und Laptops kann diese Zunahme nicht ausgleichen. Geplant ist, dass möglichst alle Geräte "smart" werden und Digitaltechnik das tägliche Leben durchdringt: Kühlschrank, Beleuchtung, Heizung, Einbruchssicherung, Autos, ... alles soll zukünftig mit Digitaltechnik ausgestattet werden und möglichst Zugang zum Internet haben.

„Es gibt Schätzungen, dass von weltweit rund 200 Milliarden Objekten bis zum Jahr 2020 rund 32 Mil­liarden über das Internet vernetzt werden können“ ... . Schon bald, so prophezeit es das BMBF,könnten Objekte mit Sensoren versehen werden und in „nahezu beliebig großer Zahl über das Internet miteinander vernetzt werden. Schlussend­lich entsteht ein Internet der Dinge, in dem jedes technische Gerät mit jedem anderen Gerät in der Welt nahe ­zu in Echtzeit Informationen austauscht“. (Quelle: Ressourcenfluch 4.0, die sozialen und ökologischen Folgen von Industrie 4.0 auf den Rohstoffsektor, Power-Shift 2017 S. 41)

Der Zuwachs an sinnvollen Funktionen ist sehr zweifelhaft, klar ist aber, dass dadurch große Sicherheitsrisiken und umfangreiche Überwachungsmöglichkeiten entstehen. Da die Software dieser Geräte überwiegend geheim ist und in vielen Ländern nicht überprüft werden darf, eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten für Betrug und andere Straftaten. Der im Jahr 2015 aufgedeckte Auto-Abgasskandal ist nur ein erstes Beispiel.

Weitere Informationen zu "smarten Geräten siehe bei Quellen und Belege

Dramatisch ist auch die wachsende Verbreitung von Radio Frequency Identification-Tags (RFID), die die Möglichkeit bieten, Objekte im Raum zu orten und Informationen auszulesen.

Erklärtes Ziel der Industrie ist es, „in den kommenden Jahren alles, jede Steckdose, jede Hose, jeden Schuh und jeden Joghurtbecher mit RFID aus­zustatten“ (Digitalcourage 2013). Unterschied­liche Berechnungen geben an, dass 2035 jährlich 2,1 bis 85 Billionen RFID-Tags verkauft werden, was im Vergleich zu den 2014 verkauften 6,3 Milliarden RFID-Tags eine enorme Steigerung darstellt (DERA 2016). (Quelle: Ressourcenfluch 4.0, die sozialen und ökologischen Folgen von Industrie 4.0 auf den Rohstoffsektor, Power-Shift 2017)

Zu bedenken ist, dass dies auch eine entsprechende Steigerung der Anzahl der Lesegeräte zur Folge hat.

Veränderungen sind auch durch den Übergang zur "Industrie 4.0" zu erwarten, auch wenn man große Zweifel daran haben kann, dass er gelingt (gelingen soll). In jedem Fall wird ein verstärkter Einsatz digitaler Geräte die Folge sein.

Der immer umfassende Einsatz digitaler Geräte hat teilweise zunächst nicht offensichtliche oder unerwartete Folgen:

Gemeinsam ist den digitalen Geräten, dass sie aus Hard- und Software bestehen, auch wenn beispielsweise eine digitale Zahnbürste oder ein digitaler Fernseher äußerlich keine Gemeinsamkeiten haben. Gemeinsam sind diesen Geräten, soweit es die enthaltene Digitaltechnik betrifft, die Verfahren der Herstellung von Hard- und Software und der Entsorgung.
Wenn hier oftmals von PCs in den verschiedenen Varianten die Rede ist, liegt das daran, dass die Quellenlage dazu mittlerweile recht umfangreich ist. Viele der zu diesen Geräten gemachten Aussagen sind aber direkt auf die übrigen digitalen Geräte übertragbar.

Angesichts der Verbreitung digitaler Geräte stellt sich die Frage, welche Folgen die Herstellung, Nutzung und Entsorgung dieser Geräte auf das menschliche Leben und die Umwelt haben. Kurz gefragt, wie nachhaltig sind diese Geräte?

Nachhaltig wären digitale Geräte dann, wenn den nachfolgenden Generationen nach Herstellung, Nutzung und Entsorgung die gleiche Menge an menschlichen, kulturellen und materiellen Ressourcen zur Verfügung stünde wie uns.

Um die Auswirkungen und Folgen umfassend zu erfassen, ist es notwendig, den gesamten Lebenszyklus der digitalen Geräte zu untersuchen, also

und dabei jeweils die drei Dimensionen von Nachhaltigkeit in den Blick zu nehmen:

Erläuterungen zu den Dimensionen siehe bei Quellen und Belege

Zu fragen ist auch:

Was ist zu erwarten?

und

Was tun?