Es ist nicht zu erwarten, dass in der Breite ein Übergang zu nachhaltigeren digitalen Geräten erfolgt. Erkennbar sind nur wenige positive Entwicklungen:
- Weltweit gibt sind in den letzten Jahren Vorschriften erlassen worden, die die Verwendung von Konflikt-Mineralien eindämmen sollen. In Europa sind laufen gegenwärtig (2016) Gesetzesvorhaben.
- Auch die Entsorgung ist stärker geregelt worden, ohne allerdings bisher zu einer durchgreifenden Verbesserung insbesondere außerhalb Europas geführt zu haben.
- Vereinzelt gibt es Vorhaben zur fairen Herstellung und Entsorgung von digitalen Geräten. Gearbeitet wird auch an Geräten, die geringeren Schaden anrichten, da sie z.B. aufgerüstet werden können.
- Nur bei Freier Software wird daran gearbeitet, Software so weiter zu entwickeln, dass neue Versionen keine leistungsfähigere Hardware erfordert. Zudem wird Software, die speziell auf leistungsschwache Geräte ausgerichtet ist, weiter gepflegt.
So weit erkennbar, soll im Gegenteil der gegenwärtige Entwicklungspfad fortgesetzt werden. Überraschend ist das nicht, die riesigen Inverstionen, die für das Ziel der weiteren Verkleinerungen der Strukturen auf den digitalen Baugruppen notwendig sind, sind nur dann wirtschaftlich, wenn wenn die Fabriken, in denen diese Chips hergestellt werden, ausgelastet werden.
Das hat u.A. folgende Auswirkungen:
- Die Geräte werden immer immer flacher, was nur durch Verkleben der wichtigsten Baugruppen und dem Wegfall von Schnittstellen zu erreichen ist; daraus folgt, dass die Geräte in der Regel nur sehr schwer oder nicht zu Reparieren oder aufzurüsten sind.
- In den Geräten werden teilweise Komponenten durch andere ersetzt, deren Herstellung die Umwelt deutlich mehr belastet.
So haben Modellierungen gezeigt, dass die Herstellung eines SSD ca. 65,6 kg CO2e verursacht, wobei die Herstellung eines 2,5“ Zoll HDD für lediglich 6,2 kg CO e zuständig ist.
(Quelle abgerufen am 26.10.2016: Umweltbundesamt:Paradigmenwechsel in der Green It ist notwendig)
- In der Breite sollen alle technischen Produkte wie Kühlschrank, Fernseher, Auto, Heizung, Zahnbürste, ... durch den Einbau digitaler Baugruppen "smart" werden. Die Industrie rechnet mit ca. 20 Milliarden Geräten bis 2020, bis 2030 sollen es schon 100 Milliarden sein. Es ist davon auszugehen, dass der Ressourcen-Aufwand für Herstellung, Nutzung und Entsorgung drastisch höher ist, als die versprochenen Einsparungen und sonstigen (vorgeblichen) Erleichterungen. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass durch diese in der Regel vernetzten Geräte massive Sicherheitsprobleme und Überwachungsmöglichkeiten entstehen. (Quelle: Viel zu smart, Januar 2015, Rainer Fischbach, Zeitschrift Luxemburg ).
- Es ist zu erwarten, dass Smartphones immer schneller durch neue Modelle ersetzt werden, so gehen z.B. einige Anbieter zu Verträgen über, die den jährlichen Wechsel des Gerätes beinhalten.
- Bei kommerzieller Software ist nicht zu erkennen, dass die Optimierung in Hinblick auf geringere Anforderungen an die Hardware in größerem Umfang voran getrieben wird. Insbesondere neue Versionen der Betriebssysteme oder z.B. der Software-Pakete für den Einsatz bei Bürotätigkeiten stellen in der Regel höhere Anforderungen an die Hardware bei einem fraglichen Zuwachs an sinnvollen neuen Nutzungsmöglichkeiten. Die Software wird weiterhin mit dazu dienen, den Verkauf von Hardware zu fördern.
Eine positive Entwicklung zeichnet sich bei den rechtlichen Rahmenbedingungen für die Verwendung von Rohstoffen ab. Z.B.:
Gesetzlich verbindlich ist hingegen Artikel 1502 des im Juli 2010 verabschiedeten US-amerikanischen Dodd Frank-Gesetzes zur Reform der Wall Street und zum Verbraucherschutz. In dem Dodd-Frank-Act (DFA) verpflichtet die Regierung US-börsennotierte Unternehmen zu Offenlegungs- und Berichtspflichten bezüglich der Verwendung bestimmter Rohstoffe. Alle Unternehmen innerhalb der Lieferkette müssen überprüfen, ob ihre Produkte Zinn, Tantal, Wolfram oder Gold enthalten, die in der DR Kongo oder ihren neun Nachbarstaaten zur Finanzierung bewaffneter Gruppierungen beitragen. (Quelle: Ressourcenfluch 4.0, die sozialen und ökologischen Folgen von Industrie 4.0 auf den Rohstoffsektor, Power-Shift 2017, S. 34)
Seit 2010 stehen Unternehmen die von der OECD entwickelten Leitlinien zur Sorgfaltspflicht zur Verfügung (OECD Due Diligence Guidance for Responsible Supply Chains of Minerals from Conflict-Affected and High-Risk Areas) (OECD 2013). Dies ist ein international anerkanntes, fünfstufiges Rahmenwerk.
Die OECD-Standards geben einen internationalen Rahmen, an dem sich unter anderem auch die Chinesische Handelskammer der Importeure und Exporteure von Metallen, Mineralien und Chemikalien orientiert und aktiv in einem OECD-Forum über verantwortungsvolle Mineralienlieferketten mitgewirkt hat. (Quelle: Ressourcenfluch 4.0, a.a.O. S. 34)
Allerdings ist bei vielen Rohstoffen die Lieferkette nicht transparent. Selbst dort, wo die Lieferkette überschaubar ist, geben Unternehmen an, die Herkunft nicht nachvollziehen zu können und entziehen sich so ihrer Verantwortung.
Folgen wir der Lieferkette, so findet die Weiterverarbeitung des Kobalts zum größten Teil in Asien statt. 77 Prozent des gewonnen Kobalts aus der DR Kongo wird nach China exportiert. China wiederum bezieht 90 Prozent des gesamten Kobaltimports, der hauptsächlich in die Produktion von Batterien geht, aus dem afrikanischen Binnenstaat ... . Die dort hergestellten Batterien landen dann in den Produkten zahlreicher Global Player, wie A pple, Sony, Microsoft und VW (AI 2016). Diese wiederum geben weiterhin an, die komplexe Lieferkette des Kobalts nicht nachvollziehen zu können. (Quelle; Ressourcenfluch 4.0, a.a.O. S. 23)